Im Gegensatz zu modalen oder unvollständigen Hilfsverben gibt es vollständige, die nicht nur als Hilfsverben, sondern auch als Vollverben verwendet werden – sie gibt es in allen Zeitformen, genannt vollständige Hilfsverben. Davon gibt es im Englischen drei, nämlich:
- „to do“(für Verneinungen und Fragen),
- „to be“ (beim Passiv und für Verlaufsformen) und
- „to have“ (zur Perfekt-Bildung).
Zusätzlich nutzt man vollständige Hilfsverben, wenn die unvollständigen in andere Zeitformen versetzt werden sollen. Die Bedeutung von modalen Hilfsverben, die es ja meist nicht in allen Zeiten gibt, verändert sich im Imperfekt – und oft auch dann, wenn sie tatsächlich mehrere Zeiten bilden können. Dazu später noch mehr.
6.1.2.1 to do = tun, machen)
Mit dem Hilfsverb „to do“ kann man im Englischen eine Handlung unterstreichen, oder auch die Bedeutung hervorheben und verstärken, zum Beispiel falls jemand anderes die Dinge anders sieht. Es entspricht den Fällen, in denen man im Deutschen das Adverb „wohl“ einsetzt: „Du hast ihn nicht angesprochen? Doch, ich habe ihn sehr wohl angesprochen!“
to do = tun | ||||
Einzahl | Mehrzahl | |||
| I do | ich tue | we do | wir tun |
| you do | du tust | you do | ihr tut |
| he / she / it does | er / sie / es tut | they do | sie tun |
Eine direkte Übersetzung vom Englischen ins Deutsche ist hier Wort für Wort nicht möglich, das wäre weder grammatikalisch korrekt noch als didaktisch angelegte Ersatzübersetzung akzeptabel, da der eigentliche Sinn der Aussage im Englischen dabei verfälscht würde oder sogar verloren ginge. Nur eine Satzbildung mit einem Adverb kann das im Deutschen auffangen.
Beispiele |
I do take a shower every morning! |
= Wort für Wort im Deutschen: Ich tue nehmen eine Dusche jeden Morgen. |
= übersetzt ins Hochdeutsche: Ich gehe (wirklich) jeden Morgen unter die Dusche! |
He does learn his algebra every day! |
= In direkter Übersetzung: Er tut lernen seine Algebra jeden Tag! |
= übersetzt ins Hochdeutsche: Er lernt seine Algebra wirklich jeden Tag (was anscheinend von jemandem begezweifelt wurde, nun aber bestätigt wird) |
Auch bei Fragen und kurzen Antworten wird „to do“ eingesetzt – und bei der Bildung einer simplen Verneinung.
6.1.2.2 to be (= sein)
Das Hilfsverb „To be“ (sein) braucht man bei der Bildung sowohl von Verlaufsformen als auch von Formen im Passiv.
to be = sein | ||||
Singular | Plural | |||
| I am | ich bin | we are | wir sind |
| you are | du bist | you are | ihr seid |
| he / she / it is | er / sie / es ist | they are | sie sind |
Das Englische “to be” ist im Grunde ein Vollverb wie das Deutsche “sein”. Im Sprachgebraucht wird es jedoch meist zum Kopulaverb – wie „werden“ und „bleiben“ – und Teil eines Prädikats. Es verbindet wie die anderen beiden Kopulaverben das Hauptwort des Satzes mit einer Eigenschaft.
Sie ist müde oder sie wird müde.
Er ist Maurer oder er wird Maurer.
Genau wie im Deutschen findet man „to be“ alleinstehend im Englischen nur selten. Als kleines Beispiel dafür, wie man es als Vollverb einsetzen könnte, ist der berühmte Spruch des Philosophen Descartes:
Ich denke, also bin ich!
Beispiele |
She is a teacher. |
Sie ist Lehrerin. |
Mother is in the kitchen |
Mutter ist in der Küche. |
Ausserdem hilft „To Be“ wie im Deutschen auch „müssen“ zu umschreiben. Zwar gibt es eine vergleichbare Konstruktion auch im Deutschen, allerdings wird sie nur selten verwendet.
Da ist noch einiges zu tun ó da muss noch einiges getan werden.
Beispiele |
It is to be checked immediately! |
Es muss sofort überprüft warden! |
You are to be ready by eight tonight! |
Du musst bis neun fertig sein! |
Jeff was to buy this book two days ago. |
Jeff sollte das Buch schon vor zwei Tagen gekauft haben. |
6.1.2.3 to have = haben
To have entspricht sowohl als Hilfsverb wie auch als Vollverb dem deutschen haben. Mit to have werden, wie im Deutschen auch, die zusammengesetzten Zeiten gebildet, also das present perfect und das past perfect.
Das Englische „to have“ kann wie im Deutschen Sprachgebrauch als Hilfsverb wie als Vollverb mit „haben“ gleichgesetzt werden. Man nutzt „to have“ wie im Deutschen zur Bildung der zusammengesetzten Zeiten „Present perfect“ und „Past Perfect“.
to have = haben | ||||
Einzahl | Mehrzahl | |||
| I have | ich habe | we have | wir haben |
| you have | du hast | you have | ihr habt |
| he / she / it has | er / sie / es hat | they have | sie haben |
Setzt man „to have“ als Vollverb ein, so bedeutet es wie im Deutschen „besitzen“.
Beispiele |
She has a little doll. |
Sie hat eine kleine Puppe. |
Those children have more toys. |
Diese Kinder haben mehr Spielzeug. |
He has blue eyes. |
Er hat blaue Augen. |
Auch im Deutschen wird manchmal die Konstruktion „haben zu“ anstelle von „müssen“ eingesetzt (er hat jetzt seine Rechnung zu bezahlen), dennoch sind die Unterschiede zum Englischen erheblich. Im Deutschen ist „haben zu“ wirklich nur ein seltener Ersatz, doch „to have“ im Englischen ein häufig als höflicher empfundener, weil nicht so harter Ausdruck im Vergleich zu „must“. Darauf kommen wir im Kapitel 32 noch ausführlicher zu sprechen.
6.1.2.3.1 to have to = müssen
Die englische Variante „to have to“ wird genau wie das modale Hilfsverb „to have“ konjugiert und enspricht dem Deutschen „müssen“.
Es ist von der Bedeutung in vielen Nuancen anders zu interpretieren als „must“ – vor allem in der Negativ-Form, wo die Bedeutung zu einer ganz anderen wird.
You must not join those girls! = Du darfst mit diesen Mädchen nicht mitgehen!
You do not have to join those girls! = Du brauchst mit diesen Mädchen nicht mit zu gehen
Der Unterschied ist nicht ganz so deutlich bei einer affirmativen Verwendung, da „must“ und „to have to“ durchaus austauschbar sein können, wenn auch nicht immer. Die Regel lautet: „must“ wird dann eingesetzt, wenn nur der Sprecher selbst von seiner Notwendigkeit ausgeht – und „have to“, wenn die Notwendigkeit auch objektiv einer Tatsache entspricht.
Subjektiv: This teacher must be replaced!
Objektiv: the street is closed, we have to take another one!
Vorsicht bitte bei einer direkten Ansprache: “must” wird als sehr hart und meist auch als unhöflich empfunden, daher sollte man hier immer auf „to have to“ zurückgreifen.
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You have to marry her! | |
Der Sprechende hat einen triftigen Grund, diese Forderung so intensiv zu formulieren | |
She has to go to the doctor! | |
Auch hier ist der Grund ein zwingender – möglicherweise weil sie sehr krank ist | |
I have to have a drink now! | |
Wenn ich jetzt nichts zu trinken bekomme, passiert etwas Fürchterliches! |
Ein equivalenter Ausdruck zu „to have to“ ist „to need to“.