B8.5 Past Perfect

Damit kommen wir zur letzten Vergangenheitsform, dem „past perfect“, das man im Deutschen „Vorvergangenheit“, im Lateinischen „plusquamperfekt“ nennt. Dabei ist die deutsche Übersetzung nicht ganz präzise, wie wir bald feststellen werden.

8.5.1 Past Perfect bilden

Wie schon das “present perfect” wird auch das „past perfect“ in einer zusammengesetzten Zeitform gebildet, und zwar ebenfalls mit dem Verb „to have“ – diesmal jedoch in seiner „simple past“ Form. Dieser folgt wie beim „present perfect“ dann das Partizip 2.

Konjugation des „simple past“ von „to have“ – zur Erinnerung:

EinzahlMehrzahl
  1. Person
I hadWe had
  1. Person
You hadYou had
  1. Person
He, she, it hadThey had

 

Wie das Partizip 2 eingesetzt wird, wurde ja bereits in Abschnitt 8.3.1 besprochen – hier noch einmal eine kleine Erinnerung:

Das Partizip 2 oder Partizip der Vergangenheit – Anwendung

Man bildet das Partizip 2 oder „perfect participle“ bei regelmässigen Verben durch ein Hinzufügen eines „(e)d“ am Ende des Infinitivs.

Infinitiv                                   Partizip 2

to laugh (lachen)                        laughed (gelacht)

to watch (zuschauen)                watched (zugeschaut)

to yell (schreien)                        yelled (geschrien)

to start (anfangen)                    started (angefangen)

to paint (malen)                         painted (gemalt)

Bei regelmässigen Verben sind das Partizip 2 und das “simple past” damit also identisch. Was wiederum bedeutet, dass auch die bereits gelernten Regeln beim Bilden der Endung gelten: falls kein „e“ vorhanden ist, wird es vor dem „d“ der Endung hinzugefügt – endet das Verb auf einem „y“, wird die Endung zu einem „ied“. Falls es jedoch auf einem Vokal plus „y“ endet, wird ein einfaches „ed“ angehängt.

Beim Bildes des Plusquamperfekts oder „past perfect“ fügt man nun das Verb „to have“ im „simple past“ mit dem Partizip 2 zusammen:

Examples = Beispiele

We had yelled at each other        = Wir hatten uns angeschrien

He had started the video              = Er hatte das Video gestartet (begonnen)

She had painted the picture         = Sie hatte das Bild gemalt

They had laughed at the clown    = Sie hatten über den Clown gelacht

I had watched them play               = Ich hatte ihnen beim Spielen zugeschaut

 

8.5.2  Unregelmässige Verben im Past Perfect

Es gibt, wie bereits in Abschnitt 8.3.2 erklärt, an die 200 unregelmässige Verben – auch im „past perfect“. Leider sind es, wie man aus der folgenden Liste erkennen kann, ausgerechnet einige der wichtigsten und häufigsten Verben überhaupt im Englischen. Das trifft übrigens auf die meisten Sprachen zu: gerade die Verben, die sehr oft im Sprachgebrauch vorkommen, sind meist unregelmässig.

Im Englischen sind folgende besonders wichtig:

Infinitiv Simple past
(Imperfekt)
Perfect participle
(Partizip 2)
to bewas, werebeen
to comecamecome
to gowentgone
to seesawseen
to eatateeaten
to writewrotewritten
to buyboughtbought
to knowknewknown
to readreadread
to givegavegiven

 

Examples = Beispiele

She had written a letter                 Sie hatte einen Brief geschrieben.

We had seen him crying.               Wir hatten ihn weinen sehen.

He had given her a ring.                 Er hatte ihr einen Ring gegeben.

They had gone home.                      Sie waren nach Hause gegangen.

 

8.5.3  Past Perfect in der Anwendung

Mit dem „past perfect“ wird im Englischen eine Handlung erklärt, die wiederum vor einem anderen Vorgang beendet wurde, jedoch in gewisser Hinsicht die dann folgende Handlung beeinflusst.

Das englische „past perfect“ beschreibt wie das deutsche „Plusquamperfekt“ ein Ereignis oder eine Tätigkeit der Vergangenheit, die wiederum im Bezug zu einer anderen vergangenen Handlung steht – beide können daher nicht alleine einen Satz bilden, sie brauchen im Englischen wie im Deutschen innerhalb des Satzes ein weiteres vergangenes Ereignis oder eine Tätigkeit, die wiederum vor dem im „past perfect“ erzählten Ereignis stattgefunden hat.

Examples = Beispiele

She had gone to work,                                       = Sie war schon zur Arbeit   gegangen,
when I came to her house                                    als ich bei ihr zu Hause ankam.

He had taken the photo                                    = Er hatte das Foto schon gemacht,
before I could comb my hair                                bevor ich mich kämmen konnte

 

He had eaten a lot of chocolate and               = Er hatte viel Schokolade gegessen
became a stomach ache                                        und bekam Bauschmerzen

 

We had seen him right before                          = Wir hatten ihn gesehen, kurz
the accident happened                                           bevor der Unfall geschah

 

She had been at the hospital                               = Sie hatte schon eine Woche im
for a week, when I finally heard                          Krankenhaus gelegen, als ich endlich erfuhr,
about what happened                                             was passiert war

 

Dabei sollte man jedoch nicht vergessen, dass das Vorhandensein einer bereits früher beendeten Handlung nicht grundsätzlich ein „Plusquamperfekt“ oder „past perfect“ zur Folge hat. In einer ganzen Reihe von Handlungen oder Ereignissen sind immer verschiedene Zeitabschnitte gegeben, wobei aber nicht immer ein „Plusquamperfekt“ notwendig wird. Hier ein Beispiel ohne „Plusquamperfekt“: „Sie ging in die Berge, verirrte sich und kam erst zwei Tage später zurück“. Falls jedoch:

  1. die Ereignisse in einer Reihenfolge erzählt werden, die nicht dem eigentlichen zeitlichen Ablauf entspricht, oder:
  2. das vergangene Ereignis eine logische Folge eines anderen bereits vergangenen Ereignisses ist, dann muss „past perfect“ oder „Plusquamperfekt“ eingesetzt werden.

Es gibt so einige irreführende Lehren in Bezug auf das „Plusquamperfekt“,zu denen wir nun kommen wollen.

Noch einmal kurz zum besseren Verständnis, warum allein die Vorzeitigkeit eines Ereignisses noch nicht unbedingt „past perfect“ oder „plusquamperfekt“ zur Folge haben muss: anhand des folgenden Satzes lässt sich das gut erkennen.

 

Examples = Beispiele

She took a flight to Berlin, went to see him, discussed their project and flew home again.

Sie nahm einen Flug nach Berlin, besuchte ihn, diskutierte ihr Projekt und flog wieder nach Hause.

So eine lange Reihe von Ereignissen, die alle in sich abgeschlossen und vor der nächsten beendet wurden, nun ins „Plusquamperfekt“ oder „past perfect“ setzen zu wollen, ist vergebliche Liebesmüh, es ergäbe sich schon beim zweiten Ereignis ein sprachlich höchst unbequemer Satzschlauch. Und: was wäre das für eine Vergangenheit vor der Vorvergangenheit!

Nur dann, wenn die Ereignisse NICHT in ihrer tatsächlichen zeitlich geordneten Folge berichtet werden – dann sind „Plusquamperfekt“ und „past perfekt“ obligatorisch, da die Ereignisse ansonsten in einem verdrehten zeitllichen Ablauf geschildert würden.

 

Examples = Beispiele

Before she went to see him, she had taken a flight to Berlin, where she went to discuss their project and then flew home again.

Bevor sie zu ihm ging, war sie nach Berlin geflogen, wo sie dann mit ihm ihr Projekt diskutierte und dann wieder nach Hause flog.

Hier ist die Zeitreihenfolge dank des „past perfekt“ wieder richtig dargestellt, obgleich die Geschehnisse nicht in der eigentlichen zeitlichen Folge erzählt werden. Es ist logisch erkennbar, dass sie erst den Flug nach Berlin nahm und ihn dann besuchte.

 8.5.4  Past Perfect in Folge von einigen Umstandsbestimmungen

Leider sind die Regeln diesmal nicht so klar und eindeutig wie beim „simple past“ und „present perfect“. Zwar existieren einige Adverbialbestimmungen, die das „past perfect“ nach sich ziehen, doch ohne Garantie. Enthält ein Satz mit einem vergangenen Ereignis das Wort „before“, folgt in den meisten Fällen auch das „past perfect“. Ähnliches gilt für „that’s why“ (darum, deshalb) und „therefore“ (deshalb): falls sie in Bezug auf die Vergangenheit verwandt werden; dann sind sie mögliche Hinweise auf „past perfekt“. Wer jedoch auf Nummer Sicher gehen will, sollte sich zunächst einmal den Sinn des Satzes vor Augen führen und sich fragen, ob ein vollendetes Ereignis vor einem weiteren beendeten Ereignis stattgefunden hat – und ob dieses erstes, vollendetes Ereignis das spätere beeinflusst hat? Es könnte nämlich auch eine reine Aufzählung von verschiedenen Ereignissen sein, die nacheinander stattgefunden haben, ohne weitere Konsequenzen für einander.

8.5.5 Past perfect und modale Hilfsverben

Wie bereits erklärt, bildet man das „past perfect“ mit Hilfe des „simple past“ des Hilfsverbs „to have“ plus des Partizips 2 des Hauptverbs. Doch wie wird dann ein „past perfekt“ gebildet, wenn es nicht mit einem Vollverb, sondern einem modalen Hilfsverb verbunden wird? Bei modalen Hilfsverben verwendet man das „simple past“ nur bei der Umschreibung eines Konjunktivs – was wiederum bedeutet, dass ein „past perfect“ mit einem modalen Hilfsverb im „Simple past“ nun wiederum dem zweiten Konjunktiv entspricht. Folglich sind nun wiederum die folgenden Beispielssätze kein „past perfect“, sondern ein Konjunktiv in der Vergangenheitsform.

Past Perfect plus modales Hilfsverb bedeutet: Konjunktiv 2          

Hilfsverb im „simple past“Plus „have“Plus Partizip 2 
shouldhavedonesollte getan haben
couldhaveseenkönnte gesehen haben
mighthavewatchedKönnte angeschaut haben
needed tohavebeenmüsste gewesen sein

Man kann also mit diesen modalen Hilfsverben im „simple past“ nicht das „past perfect“ formulieren, sondern muss genau wie beim „present perfect“ den Sinn des Satzes durch eine Hilfs-Konstruktion klären:

Examples = Beispiele

Modales HilfsverbHilfs-Konstruktion„past perfect“ Umschreibung
must= to be obliged to= to be compelled to= to have to= to be forced tohad been obliged to…had been compelled to…had had tohad been forced to
shall= to want to= to be tohad wanted to…had been to…
may= to be allowed tohad been allowed to…
will= to wishhad wished to
can= to be able tohad been able to

8.5.6 “past perfect” in der Verneinung

Wie schon beim “present perfect” braucht man zur Bildung des “past perfect“ die Hilfe der „simple past“ Form von „to have“ und einem Partizip 2. Auf diese Weise gibt es hier schon das zur Verneinung des Satzes notwendige Hilfsverb – allerdings bleibt diesmal das Verb, das das Ereignis an sich erklärt, im Partizip 2 und wird nicht wieder – wie im „simple past“ – zurück in den Infinitiv versetzt.

 

Exanples = Beispiele

I had already done my homework, when my best friend arrived

I hadn’t done my homework yet, when my best friend arrived.*

He had been to Ireland the week before the accident happened.

He had not been to Ireland the month before the baby arrived, but he went there two months later.

She had been babysitting before she had her own child.

She hadn’t even been babysitting before she had her own child.

 

*already kann man hier nicht verwenden, da das ebenso wie im Deutschen eine Verdoppelung bedeuten würde: Ich hatte meine Hausaufgaben schon nicht gemacht. Also greift man auf „noch nicht“ beziehungsweise „not yet“ zurück.

 

Was die Schwierigkeiten in Bezug auf modale Hilfsverben in „plusquamperfekt“-Sätzen anbetrifft, so wurden diese bereits im Abschnitt 8.5.5 besprochen und erklärt, dass sich kein „past perfect“ mit modalen Hilfsverben bilden lässt, sondern nur mit deren Umschreibungen. Im Gegensatz hierzu sind Verneinungen keinerlei Problem.